Rasender Stillstand

Rasender Stillstand

2021 – 41:51 min (Loop), zweikanalige Videoinstallation

Die Installation "Rasender Stillstand" ist eine nächtliche Fahrt durch die Anfänge der Corona-Krise im Jahr 2020.

Ein an der Wand montierter Flatscreen, also die Fernseh-„Mattscheibe“ oder das digitale Fenster zur Welt, wird zur Frontscheibe eines Autos das im Dunkel der Nacht durch widriges Wetter zu fahren scheint. Mit dem starren Blick eines Ego-Shooters in die Ferne gerichtet, fahren wir durch eine obskure Welt ohne etwas zu erkennen oder irgendwo anzukommen. Eigentlich fahren wir, im wahrsten Sinne des Wortes, gegen die Wand.

Aus dem Off ertönen Radioberichte aus den ersten beiden Monaten der Corona Pandemie, also von Januar und Februar 2020. Auf einem kleinen Monitor unter der großen „Windschutzscheibe“ erscheint das Datum der zu hörenden Nachricht. Wir „er-fahren“ so die Ausbreitung eines unbekannten Virus und welche Schutzmaßnahmen empfohlen und ergriffen werden. Das Auto wird quasi zum Schutzraum oder zur Isolierzelle vor ansteckenden Viren und Menschen.

Es soll durchaus zu erkennen sein, dass es sich bei dem Video um eine (extra schlechte) Studioproduktion mit „special effects“, also um Fake, handelt um das Absurde und Unwirkliche dieser Situation zu unterstreichen.

Der Titel „Rasender Stillstand“ bezieht sich auf Paul Virilio’s Essay „L'inertie polair “ von 1987, in dem er den schizophrenen Zustand einer Gleichzeitigkeit von enormer Beschleunigung der digitalen Kommunikation bei totaler Paralyse des Körpers beschreibt. „Mitgerissen von der ungeheuren Gewalt der Geschwindigkeit, bewegen wir uns nirgendwohin.“ (Virilio) Durch die neuen Techniken der augenblicklichen Interaktivität seien wir „dem weit Entfernten viel näher als unserem unmittelbaren Nachbarn, lösen wir uns in zunehmenden Maße von uns selbst“. Erst wurden die Menschen in Häusern fixiert, dann in „automobilen Möbeln“ und Transportmitteln, dann durch Telepräsenz - eine Reise ohne Reise und eine Fortbewegung ohne Fortbewegung - so Virilio.

Die Videoinstallation wurde im Winter 2021 im Kunstmuseum Ahlen im Rahmen der Ausstellung „Reset. Krise/Chance“ gezeigt und im Frühjahr 2022 im Rahmen meiner Einzelausstellung „Protection“ in der Galerie Art Claims Impuls in Berlin.

Assistenz: Franziska Röhlig, Maryna Makarenko; Beratung: Thomas Kutschker; Special Effects: Bodo Seipke; Sound Design: Christian Obermaier